Sharon als Verkörperung des hässlichen Juden
Ein lesenswerter Aufsatz war heute in der NZZ zu finden. Geschrieben hat ihn der israelische Professor Natan Sznaider vom Tel Aviv College. Thema ist - Ihr habt's erraten - Ariel Sharon und die Wahrnehmungen und Reflexe die er auslöste. Der Autor spricht zum Teil von "vielen guten und gutgläubigen Israeli des linken Umfeldes" welche Sharon nicht verstehen konnten. Was er über Sharons israelische Kritiker feststellt, ist zum grossen Teil aber auch auf meist linke europäische und amerikanische Israelkitiker und -gegner zutreffend. Diese innerisraelische Kritik zeigt auch, wie vielschichtig und heterogen (gerade) die israelische Gesellschaft ist. Der Autor spricht des Weiteren Sharons pragmatischen Realismus an, der all jene Lügen straft, die in ihm nur einen fanatisierten und rechtsextremen Likud-Brutalo sahen (Sharon verbrachte seine politischen (vor allem seine militärischen) Lehrjahre übrigens an der Seite David Ben Gurions, eines Mannes der israelischen Linken und Gegners des späteren israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin, unter welchem Sharon dann Verteidigungsminister war). Sharon war aber sicherlich eines: ein knallharter Macher. Er wusste, dass Unilateralismus der einzig gangbare Weg für Israel im Verhältnis zu seinen arabischen Nachbarn ist und schon immer war. Dies bedingt aber folgendes: Israel muss jederzeit die Initiative bewahren und militärisch stärker sein als alle seine Gegner zusammengefasst. Demgegenüber führt jede Schwäche des jüdischen Staates unweigerlich zu dessen Niederlage sowie - notwendigerweise - zur völligen physischen Vernichtung. An dieser (von der Realität bestätigten) Diagnose kann man auch ablesen, wie realitätsfremd das heutige, auch von Shimon Peres gepflegte Gerede vom "Friedensprozess" letztlich ist. Der "Osloer Friedensprozess" wurde, sofern es überhaupt je als solcher wirklich und mit Aussicht auf Erfolg stattgefunden hat, spätestens im Sommer 2000 von den Palästinensern aufgekündigt. Sharon hatte als entschiedener Gegner von "Oslo" Recht behalten. Der Autor des folgenden Textes spricht aber auch ein weiteres Phänomen an: den moralischen Doppelstandard, den westliche Kritiker anzulegen pflegen. Israel wird an ganz eigenen moralischen Massstäben gemessen, an solchen die für alle anderen Länder der Region oder überhaupt alle anderen Länder der Welt in vergleichbarer Situation keinerlei Geltung haben. Dies ist der wahre Kern des heutigen modernen und salonfähigen Antisemitismus: Israel als den Juden unter den Nationen zu behandeln (frei Alan Dershowitz). Der Pionier des israelischen Pragmatismus |
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