Ein bemerkenswerter redaktionneller Faux-pas ist heute der NZZ
unterlaufen: Sie bezeichnet den "libertären" US-Präsidentschaftskandidaten,
Ron Paul, als "wirtschaftspolitisch extrem
libertinär". Libertinär ist aber bekanntlich jemand der ein sexuell ausschweifendes Leben führt. Der
Marquis de Sade etwa schrieb Ende des 18. Jahrhunderts sein berühmt-berüchtigtes Werk "
Les cent-vingt journées de Sodome ou L'école du libertinage". Hat nun Ron Paul mit den Hippies ("Free love") mehr gemeinsam als ihm lieb ist? Als Verfechter eines konsequenten Liberalismus ist Ron Paul zwar sicherlich dafür, dass jeder sein leben so leben soll wie er will, solange er anderen dabei nicht schadet. Ob er selber libertinär ist, hat mit seiner politischen Ausrichtung jedoch herzlich wenig zu tun.
Am Rande: Ich weiss immer noch nicht, was
libertär (auf deutsch) im Unterschied zu
liberal bedeuten soll. Ist jemand der libertär ist, radikaler und konsequenter als ein Liberaler? Sind Libertäre gewissermassen die Jungtürken des Liberalismus? Sind Liberale demgegenüber verweichlicht und inkonsequent? Diese Frage wurde kürzlich am
liberal-libertären Stamm diskutiert. Im englischen Sprachraum ("libertarian") wird die Unterscheidung ja schon lange benutzt um sich von den Liberals (den Linken) abzugrenzen. Heutzutage, wo sich selbst linksextreme Grüne und Sozis als "gesellschaftsliberal" bezeichnen (was sie keineswegs sind), dürfte sich hierzulande ein ähnliches Dilemma abzeichnen. Wie sollen sich Leute bezeichnen, die dem Zwangsmonopol Staat gegenüber skeptisch eingestellt sind und es zu Gunsten von mehr Eigentumsschutz und Selbstbestimmung reduzieren wollen?
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